1732 wurde Haydn geboren und so wollen wir Panzertiere unseren großen deutschen Tondichter auch gebührend ehren. Mit 750 Tondichtungen – davon allein über 100 Symphonien – hat er sich das auch verdient. Mit ihren Werken sind unsere alten Tondichter immer noch am besten geehrt. Haydns große Orgelmesse soll daher den Ruhm des Meisters verkünden: https://www.youtube.com/watch?v=FDuxVtsrC_w Als Sängerknabe schlägt sich unser Heiden nun bei unserem Geschichtsschreiber Carl Ferdinand Pohl in Wien durch: http://www.zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn
„Den Unterricht betreffend, zeigt ein Bericht vom Jahre 1604, daß man sich damals zu besserer Orientierung bei Sankt Michael (wo ebenfalls urkundlich schon im Jahre 1449 Kantor und Sängerknaben genannt sind) Rats erholte; doch fiel die Antwort nicht befriedigend aus, man fand die Zahl der Musikstunden viel zu gering. Sechzig Jahre später hatte es der damalige, aus Augsburg gebürtige Kapellmeister und kaiserliche Kammer-Organist Wolfgang Ebner mit den Knaben so weit gebracht, daß sie im Stande waren, die beim Hochamt erforderliche Musik „mit Gesang und allerlei Instrumenten“ auszuführen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Unterricht verteilt auf Religion, Latein und die gewöhnlichen Schulgegenstände, und in der Musik auf Geige, Klavier und Gesang. Wir vermissen dabei die Generalbaßlehre, die noch unter Kapellmeister Zächer (1708) gelehrt wurde. Für den Gesangsunterricht war vorzüglich gesorgt, wenigstens mußten die Knaben tüchtige Treffer sein; es beweisen dies die aufgeführten schwierigen Messen und kürzern Kirchenkompositionen. Eine vorzügliche Schule war hier durch die „Singfundamente“ vom Hofkapellmeister Fux geboten: Übungen, die in ihrer gebundenen Schreibart und fortschreitenden Schwere vorzugsweise zur Heranbildung fester Kirchensänger sich eignen. Die Schüler waren so weit vorgeschritten, daß sie selbst fähig waren, noch während der Schulzeit Andere zu unterrichten. So freute sich Haydn innig, als ihm sein jüngerer Bruder Michael zur Nachhilfe übergeben wurde. Auch Ignaz Holzbauer erzählt in seiner Selbstbiographie, daß er von den Schülern der Domkirche in Gesang, Klavier und Streichinstrumenten unterrichtet wurde. Von ihm ist es, wie anderwärts bestätigt, daß im Kapellhause auch Komödien aufgeführt wurden, die Holzbauer aus Erkenntlichkeit für den empfangenen Unterricht für seine „Lehrer“ gedichtet hatte. Dergleichen Vorstellungen, eigens zur Bildung der Knaben verfertigt, wurden noch ums Jahr 1790 abgehalten. Die Schüler wirkten übrigens schon im 16. Jahrhundert auch außer Haus, bei den Rathaus- und Zeughaus-Komödien mit. Ebenso wurden sie zu Haydns Zeit zu auswärtigen theatralischen Aufführungen beigezogen, und hier lernen wir auf einem Umwege sogar zwei seiner Mitschüler kennen. Das Wiener Diarium bringt nämlich die ausführliche Beschreibung eines lateinischen Schauspieles „Constantinus, durch die Kraft des Kreuzes des Maxentii Besieger“, mit Musik von Reutter, das am 16. Dezember 1743 auf dem großen neuen Theater bei den Jesuiten aufgeführt wurde. Die Kaiserin mit großem Gefolge und zahlreiche hohe Persönlichkeiten wohnten der Vorstellung bei. Auf der Bühne waren 215 Personen beschäftigt, sämtlich Schüler höherer und niederer Klassen aus dem Schotten- und Klosterneuburger Stift, dem Jesuiten-Kollegium, der Bürgerschule und aus dem Kapellhause. Auch die musikalischen Zwischenspiele, die Musik zu den Gesängen, Tänzen und Schlachten wurden von Studierenden ausgeführt. Die beiden Mitschüler Haydns, die Discantisten Leopold Tepser und Franciscus Wittmann, gaben die Rollen der Andromeda und Pallas; Ferdinand Schalhaas, Bassist vom Domchor (1772 als Violinist in der Tonkünstler-Sozietät genannt), sang den Jupiter. Die bei diesen Vorstellungen übliche Prämien-Verteilung durch die Monarchin wurde diesmal drei Tage später vorgenommen. Der Kirchendienst bei St. Stephan war ziemlich anstrengend; es waren zwei Chormusiken zu versehen, von denen eine täglich beim Hochamt mitwirkte; ferner wurden die Vespern noch mit allen Unterabteilungen eingehalten. Dazu kamen die häufigen Feste, Prozessionen, Totenämter, die, samt den Musiken in Privathäusern, den Schülern nur spärliche Zeit zum eigentlichen Studium übrig ließen. Trat dann die Zeit ihrer Mutierung ein, waren sie, den Hofsängerknaben gegenüber, welche mit Reisegeld in die Heimat oder mit einem Stipendium zu weitern Studien versehen wurden, dem Zufall, der eigenen Sorge preisgegeben. Nur einmal ist im Verlauf des ganzen 18. Jahrhunderts ausdrücklich einer „Rats-Verwilligung“ erwähnt, derzufolge im Jahre 1719 den beiden „gewesten Capellknaben“ Tobias Seitl und Stanislaw Schmiedt als ein Recompens und Kirchengefäll, und „auf ihr gehörig Anlangen“18 und 40 Florin verabfolgt wurden. Bevor wir in den Dom eintreten, um daselbst mit dem Stand der Kirchenmusik bekannt zu werden, müssen wir des Mannes besonders gedenken, unter dem Haydn volle zehn Jahre seiner Jugend verlebte, jener Zeit, über die er selbst in zartfühlender Weise sich nie so recht ausgesprochen hat. Haydns Vorgesetzter verlangt um so notwendiger eine eingehendere Besprechung, als über ihn, soweit es seine Stellung am Dom betrifft, meistens nur spärliche, ungenaue und verwirrende Nachrichten verbreitet sind. Reutters Name wäre freilich längst der Vergessenheit anheimgefallen, wenn er nicht in Verbindung mit Haydn eine gewisse Bedeutung erlangt hätte. Seine Leistungen als Künstler haben der Zeit ihren Tribut gezahlt, nur hier und da wird noch eine seiner vielen Kirchenkompositionen aufgeführt; als Mensch lernen wir in ihm vorzugsweise nur einen rücksichtslosen, habgierigen und aufgeblasenen Charakter kennen…“