Joseph Haydn

1732 wurde Haydn geboren und so wollen wir Panzertiere unseren großen deutschen Tondichter auch gebührend ehren. Mit 750 Tondichtungen – davon allein über 100 Symphonien – hat er sich das auch verdient. Mit ihren Werken sind unsere alten Tondichter immer noch am besten geehrt. Haydns große Orgelmesse soll daher den Ruhm des Meisters verkünden: https://www.youtube.com/watch?v=FDuxVtsrC_w Als Sängerknabe schlägt sich unser Heiden nun bei unserem Geschichtsschreiber Carl Ferdinand Pohl in Wien durch: http://www.zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn

„Den Unterricht betreffend, zeigt ein Bericht vom Jahre 1604, daß man sich damals zu besserer Orientierung bei Sankt Michael (wo ebenfalls urkundlich schon im Jahre 1449 Kantor und Sängerknaben genannt sind) Rats erholte; doch fiel die Antwort nicht befriedigend aus, man fand die Zahl der Musikstunden viel zu gering. Sechzig Jahre später hatte es der damalige, aus Augsburg gebürtige Kapellmeister und kaiserliche Kammer-Organist Wolfgang Ebner mit den Knaben so weit gebracht, daß sie im Stande waren, die beim Hochamt erforderliche Musik „mit Gesang und allerlei Instrumenten“ auszuführen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Unterricht verteilt auf Religion, Latein und die gewöhnlichen Schulgegenstände, und in der Musik auf Geige, Klavier und Gesang. Wir vermissen dabei die Generalbaßlehre, die noch unter Kapellmeister Zächer (1708) gelehrt wurde. Für den Gesangsunterricht war vorzüglich gesorgt, wenigstens mußten die Knaben tüchtige Treffer sein; es beweisen dies die aufgeführten schwierigen Messen und kürzern Kirchenkompositionen. Eine vorzügliche Schule war hier durch die „Singfundamente“ vom Hofkapellmeister Fux geboten: Übungen, die in ihrer gebundenen Schreibart und fortschreitenden Schwere vorzugsweise zur Heranbildung fester Kirchensänger sich eignen. Die Schüler waren so weit vorgeschritten, daß sie selbst fähig waren, noch während der Schulzeit Andere zu unterrichten. So freute sich Haydn innig, als ihm sein jüngerer Bruder Michael zur Nachhilfe übergeben wurde. Auch Ignaz Holzbauer erzählt in seiner Selbstbiographie, daß er von den Schülern der Domkirche in Gesang, Klavier und Streichinstrumenten unterrichtet wurde. Von ihm ist es, wie anderwärts bestätigt, daß im Kapellhause auch Komödien aufgeführt wurden, die Holzbauer aus Erkenntlichkeit für den empfangenen Unterricht für seine „Lehrer“ gedichtet hatte. Dergleichen Vorstellungen, eigens zur Bildung der Knaben verfertigt, wurden noch ums Jahr 1790 abgehalten. Die Schüler wirkten übrigens schon im 16. Jahrhundert auch außer Haus, bei den Rathaus- und Zeughaus-Komödien mit. Ebenso wurden sie zu Haydns Zeit zu auswärtigen theatralischen Aufführungen beigezogen, und hier lernen wir auf einem Umwege sogar zwei seiner Mitschüler kennen. Das Wiener Diarium bringt nämlich die ausführliche Beschreibung eines lateinischen Schauspieles „Constantinus, durch die Kraft des Kreuzes des Maxentii Besieger“, mit Musik von Reutter, das am 16. Dezember 1743 auf dem großen neuen Theater bei den Jesuiten aufgeführt wurde. Die Kaiserin mit großem Gefolge und zahlreiche hohe Persönlichkeiten wohnten der Vorstellung bei. Auf der Bühne waren 215 Personen beschäftigt, sämtlich Schüler höherer und niederer Klassen aus dem Schotten- und Klosterneuburger Stift, dem Jesuiten-Kollegium, der Bürgerschule und aus dem Kapellhause. Auch die musikalischen Zwischenspiele, die Musik zu den Gesängen, Tänzen und Schlachten wurden von Studierenden ausgeführt. Die beiden Mitschüler Haydns, die Discantisten Leopold Tepser und Franciscus Wittmann, gaben die Rollen der Andromeda und Pallas; Ferdinand Schalhaas, Bassist vom Domchor (1772 als Violinist in der Tonkünstler-Sozietät genannt), sang den Jupiter. Die bei diesen Vorstellungen übliche Prämien-Verteilung durch die Monarchin wurde diesmal drei Tage später vorgenommen. Der Kirchendienst bei St. Stephan war ziemlich anstrengend; es waren zwei Chormusiken zu versehen, von denen eine täglich beim Hochamt mitwirkte; ferner wurden die Vespern noch mit allen Unterabteilungen eingehalten. Dazu kamen die häufigen Feste, Prozessionen, Totenämter, die, samt den Musiken in Privathäusern, den Schülern nur spärliche Zeit zum eigentlichen Studium übrig ließen. Trat dann die Zeit ihrer Mutierung ein, waren sie, den Hofsängerknaben gegenüber, welche mit Reisegeld in die Heimat oder mit einem Stipendium zu weitern Studien versehen wurden, dem Zufall, der eigenen Sorge preisgegeben. Nur einmal ist im Verlauf des ganzen 18. Jahrhunderts ausdrücklich einer „Rats-Verwilligung“ erwähnt, derzufolge im Jahre 1719 den beiden „gewesten Capellknaben“ Tobias Seitl und Stanislaw Schmiedt als ein Recompens und Kirchengefäll, und „auf ihr gehörig Anlangen“18 und 40 Florin verabfolgt wurden. Bevor wir in den Dom eintreten, um daselbst mit dem Stand der Kirchenmusik bekannt zu werden, müssen wir des Mannes besonders gedenken, unter dem Haydn volle zehn Jahre seiner Jugend verlebte, jener Zeit, über die er selbst in zartfühlender Weise sich nie so recht ausgesprochen hat. Haydns Vorgesetzter verlangt um so notwendiger eine eingehendere Besprechung, als über ihn, soweit es seine Stellung am Dom betrifft, meistens nur spärliche, ungenaue und verwirrende Nachrichten verbreitet sind. Reutters Name wäre freilich längst der Vergessenheit anheimgefallen, wenn er nicht in Verbindung mit Haydn eine gewisse Bedeutung erlangt hätte. Seine Leistungen als Künstler haben der Zeit ihren Tribut gezahlt, nur hier und da wird noch eine seiner vielen Kirchenkompositionen aufgeführt; als Mensch lernen wir in ihm vorzugsweise nur einen rücksichtslosen, habgierigen und aufgeblasenen Charakter kennen…“

Die Schlacht bei Paris

Unser Feldmarschall Blücher hat heute mal wieder zugeschlagen und dem Napoleon seine Hauptstadt Paris weggenommen. Dieser gemeine Streich führte 1814 zur ersten Abdankung Napoleons. Diese wird übrigens sehr schön im Waterloo-Film dargestellt und daher sehen wir uns diesen doch gleich einmal zur Feier des Tages an: https://www.youtube.com/watch?v=1sOhpY5gIkA Beim Clausewitz haut unser Blücher nun noch den Napoleon bei Laon in die Pfanne: http://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003/

„Daß Blücher, als es in der Gegend von Craonne nicht mehr zur Schlacht kommen sollte, seine Aufstellung bei Laon wählte, war ganz natürlich. Es war die große Straße nach den Niederlanden, die einzige, mit welcher Blücher in diesem Augenblick rückwärts in Verbindung blieb, und ein Ort wie Laon, welches auf einem konischen, steilen Berge gelegen, mit Mauern versehen, für eine natürliche Festung gelten konnte, mußte jeder Stellung eine Verstärkung gewähren. Das Nähere der Aufstellung ist taktisch und gehört nicht mehr hierher. Bonaparte wird in der Schlacht bei Laon geschlagen; das war zu erwarten, und das Wenigste, was bei einer solchen Überlegenheit gefordert werden konnte. Als einen eben so strategischen als taktischen Fehler muß man es aber ansehen, daß der Plan zur Schlacht dieser großen Überlegenheit nicht entsprach. Eine Reaktion in gerader Fronte führt in der Regel nur zu geringen Resultaten. Gleichwohl hatte der unvermutete Anfall Yorks auf Marmont größere herbeigeführt, und es hätte eine Zertrümmerung des französischen Heeres daraus werden können. Aber hier sehen wir Blücher in diesem ganzen Kriege zum ersten Male sich unähnlich werden. Er läßt sich am 10. durch Bonapartes Verwegenheit, ihm mit 30,000 Mann gegenüber stehen zu bleiben und ihn mit einem Angriff zu bedrohen, imponieren, ruft York und Kleist zurück und verfolgt die am 11. abziehende feindliche Armee nicht, sondern läßt seine Truppen Erholungsquartiere beziehen. Bonaparte bleibt ein Paar Tage in Soissons, läßt dort Mortier und wendet sich am 13. nach Reims, welches der eben von Mainz ankommende General St. Priest und der von Erfurt kommende General Jagow genommen haben. Er schlägt die beiden Generale, die sich unbegreiflicherweise wieder vor dem Abschnitt des Bodens aufstellen, statt dahinter, nimmt ihnen viele Gefangene ab und erobert die Stadt Reims wieder. Die Wichtigkeit, welche Bonaparte auf Reims legte, und die sonderbare Richtung dieses Rückzuges konnte Blücher nicht wohl vorhersehen; indessen mußte er sich doch gleich bei der Nachricht von dieser Niederlage eines seiner Korps sagen, daß es die Schuld seiner Untätigkeit sei. Blücher zog die Überreste an sich und blieb in seiner Untätigkeit bis zum 18. März, wo er erfuhr, daß Bonaparte seinen Marsch gegen die Aube angetreten habe. Und auch nun folgte er so langsam und geteilt, mit zwei Korps (York und Kleist) gegen Chateau-Thierry, mit den anderen auf Châlons, daß er erst den 24. mit der Hauptmasse in Châlons ankommt, also zu zwölf Meilen sieben Tage verwendet. Die Ursache dieser Untätigkeit Blüchers in den 14 Tagen von der Schlacht bei Laon bis zum Marsch auf Paris kann man nur in den Umständen suchen. Mißtrauen gegen die Schwarzenbergsche Armee, die bisher so wenig getan und alles Blücher überlassen hatte; Erinnerung an die Unglücksfälle im Februar und Besorgnis, daß sie sich erneuern könnten, wobei er seinen Gegner an Streitkräften immer sehr überschätzt zu haben scheint, und endlich persönliche Krankheit und Schwäche Blüchers, die an diesen Tagen einen solchen Grad erreicht hatte, daß er kaum im Stande war, den Befehl fortzuführen. Hätte sich Bonaparte an Blüchers Stelle befunden, so würde er seinem geschlagenen Gegner auf der Straße von Soissons gefolgt sein, die Aisne im Angesicht desselben überschritten und ihn über Hals und Kopf nach Paris geworfen haben. Allein man ist allerdings nicht berechtigt, dasselbe von Blücher unter diesen Umständen zu verlangen. Bonaparte und die französische Armee waren immer noch moralisch zu überlegen, um nicht ein vorsichtigeres Betragen an seinem Ort zu finden. Ein solches verhinderte also Blücher aus der geraden Straße nach Soissons vorzudringen; denn so lange Bonaparte bloß von vorn angegriffen wurde, hätte er diesen Ort gewiß eher mit seinem ganzen Heere verteidigt als verlassen. Rechts auf Compiegne zu marschieren war untunlich, weil ihn das noch mehr von seiner Basis entfernte; es blieb also nichts übrig, als über Fismes und Reims zu marschieren, und von da nach den Umständen entweder wieder gegen die Straße von Soissons nach Paris, um noch einmal über Bonaparte herzufallen, wenn er noch nicht abmarschiert wäre, oder auf Chateau-Thierry und la Ferte, im Falle Bonaparte seine Richtung gegen die Aube genommen hätte. Wahrscheinlich wäre Bonaparte dann nach Paris gedrängt und also nicht zu dem extravaganten Marsch in den Rücken der Alliierten verleitet worden; die Sachen hätten sich allerdings weniger gut gestellt, allein dies konnte unmöglich vorhergesehen und künstlich herbeigeführt werden. Ging Bonaparte auf Paris zurück, so mußte Blücher ihm dahin folgen, und unter den Mauern dieser Stadt seine Stellung nehmen, um die Ankunft des Schwarzenbergschen Heeres abzuwarten.“

Ernst Jünger, unser Dichter und Sturmtruppführer

Nicht besungene Heldentaten geraten schnell in Vergessenheit und haben unsere Fußtruppen dem Ernst Jünger viel zu verdanken. Deren Grabenkämpfe im Vierjährigen Krieg fanden nämlich ihren Widerhall in seinen Büchern „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“ und „Sturm“. Daher wollen wir seinen Geburtstag mit unserem Panzergetränk Met und seinen Werken feiern. Damit sich aber die Nachwelt ein wenig vorstellen kann, was es bedeutet ein Stoßtruppführer zu sein, sollte der Film Stoßtrupp 1917 nicht fehlen: https://archive.org/details/Stosstrupp19171934 Nicht nur Schlachtberichte hat Ernst Jünger geschrieben, sondern auch kriegerisch-staatliche Streitschriften wir „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“, „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“ oder „Der Kampf als inneres Erlebnis“ verfaßt – in letzter stürzen wir uns nun in den Grabenkrieg: https://archive.org/details/DerKampfAlsInneresErlebnis

„Der Graben. Arbeit, Grauen und Blut haben das Wort genietet zu stählerne m Turm, auf bangen Hirnen lastend. Nicht Wall und Bollwerk zwischen kämpfenden Welten allein, auch Wall und finstere Höhle den Herzen, die er in stetem Wechsel einsog und ausstieß. Glühender Moloch, der langsam die Jugend der Völker zu Schlacke brannte, versponnenes Geäder über Ruinen und geschändeten Feldern, aus dem das Blut der Menschheit in die Erde pulste. Fernher schon war er Griff und kalte Faust bei Waffenprobe und Zechgelage in den Dörfern am Rande des Grauens, wo der Kämpfer wieder festen Fuß faste, wieder tags schaffte und nachts schlief. Rastlos hämmerten die Fenster, wenn der Wagen der Vernichtung die Front entlangdröhnte, achtlos und malmend. Kaum einer der Blutgewohnten, der das noch hörte. Nur manchmal, wenn das glühende Auge des Kamins in dunkle Zimmer glotzte und dem wandernden Hirn die Blüten der Welt sich erschlossen, grell und betäubend, Großstädte auf den Gewässern des Lichtes, südliche Küsten, an denen leichte, blaue Wellen zerschäumten, in Seide gegossene Frauen, Königinnen der Boulevards, dann erklirrte es, leise und scharf wie eine geschwungene Klinge, und schwarze Drohung rauschte durch die Scheiben. Dann rief man fröstelnd nach Licht und Wein. Machmal auch brodelte es auf, kochende Lava in riesigen Kesseln, im Westen biß dunkle Röte sich durch Morgennebel, oder Fahnen schmutzigen Rauches flatterten vor einer sinkenden Sonne. Dann standen bis weit ins Land alle auf dem Sprunge, bange Tieflandbewohner bei brüllender Sturmflut. Wie man dort Sandsäcke und Gebälk in den Rachen geborstener Stämme stopft, so schleuderte man Bataillone und Regimenter in die flammende Lücke zerrissener Gräben. Irgendwo stand einer am Telefon mit granitenem Gesicht über rotem Kragen und stieß den Namen einer Trümmerstätte aus, die einst ein Dorf gewesen war. Dann klirrten Befehle, und stählernes Rüstzeug, und dunkles Fieber schauerte aus tausend Augen. Doch auch, wenn das Walzwerk des Krieges ruhiger lief, hing stets des Todes geballte Knochenfaust über den Wüsteneien. In breitem Landsaum um die Gräben herrschte er mit Strenge, und es galt nicht Jugend, Demut und Talent, wenn seine bleierne Geißel auf Fleisch und Knochen prasselte. Zuweilen schien es sogar, als ob er den besonders schonte, der lachenden Mundes mit frecher Hand nach seiner Maske griff. Nacht für Nacht wanden sich dunkle Kolonnen dem Graben zu, von Gedanken in gierigen Rudeln umschwärmt. Manchmal verschwanden sie in Dörfern, schwarzen, gähnenden Wunden, durch deren Getrümmer der Fuß der Frontsoldaten schmale Schleichpfade getreten hatte. Da schwelte es aus aufgerissenen Häusern, nackte Sparren schnitten sich wie Gerippe in die Scheibe des Mondes, Aasdunst witterte aus Kellern, denen Schwärme pfeifender Ratten entglitten. So schaurig war diese erstarrte Vernichtung, daß die Phantasie auf blasen Gäulen hineinsprengte und Leben gestaltete, ein Leben zwar, wie es einem Goya den Pinsel geführt haben mochte, das aus allen Winkeln der Brandstätten kroch und zu einem scheußlichen Reigen sich verschmolz. Tauchten sie aus den Rändern des Zerstampften als graue Schatten, in endlose Laufgräben, so empfanden sie Erlösung von schwerem Druck. Denn nicht mehr wühlten sie sich durch den verwesenden Körper eines früheren Zustandes, nicht mehr durch Stätten, wo Brautbett und Wiege gestanden, auf Tischen reicher Höfe Wein und weißes Brot gelastet, demütige Altäre sich in bunter Sonne geneigt, abends von allen Türmen schwingendes Zufrieden-Sein auf Hütten, Ställe und Felder sich ergossen.“

Die Schlacht am Naratschsee

Den Jahrestag der Schlacht am Naratschsee feiern wir Deutschen heute. Diese fand am heutigen Tag 1916 mehr oder weniger ihr Ende und begann am 18. März. Die Russen planten mit 370 Bataillonen unsere 70 deutschen Bataillone zu überrennen und bissen sich an diesen ganz schön die Zähne aus. Will heißen sie verloren von ihren 350,000 Kriegsknechten mindestens 140,000 Mann, während wir Deutschen von unseren 75,000 Mann ungefähr 20,000 eingebüßt haben. Näheres zur Schlacht lesen wir beim alten Ludendorff in dessen Kriegserinnerungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Die Absicht der Russen war, unseren Nordflügel in Richtung Kowno abzuschnüren und ihn gleichzeitig durch Angriffe an anderer Stelle ins Wanken zu bringen. Im Nachstoß sollte er gegen die Küste nördlich des Njemen geworfen werden. Der Plan war großzügig. Das Abschnüren sollte dadurch eingeleitet werden, daß aus unserer Front durch die beiden Angriffe zwischen der Seenenge und von Postawy in Richtung Swentzjany ein Stück herausgeschnitten wurde. Das Frontstück war breit und gut gewählt. Unsere Reserven wären nicht zahlreich genug gewesen, um es wieder zu schließen. Sie kamen überdies bei den schlechten Eisenbahnverbindungen nach dem Narotschsee – die Bahn dorthin war erst im Entstehen – nur schwer auf das Schlachtfeld. War das Loch geschlagen, so ergab sich das Weitere von selbst, der Weg in Richtung Kowno war frei. Die Angriff gegen die weiter nördlich gelegene Front wurden südlich des Dryswjatysees bei Widsy und in der Hauptsache aus den Brückenköpfen von Dünaburg und Jakobstadt geführt. In der Zeit vom 18. bis 21. März war die Lage der X. Armee kritisch, die zahlenmäßige Überlegenheit des Russen gewaltig. Am 21. hatte er in der Seenenge einen für uns schmerzlichen Erfolg, auch westlich Postawy war sein Ansturm nur mit Mühe aufgefangen. Der Boden war aufgeweicht, in dem morastigen Gelände hatte sich das Tauwasser zu Teichen gesammelt, die Wege waren buchstäblich grundlos. In aller Eile von dem Oberkommando der X. Armee und von uns herangeführte Verstärkungen kamen von der Bahn Wilna – Dünaburg her im Sumpfe watend nur langsam vorwärts. Eine ungeheure Spannung bemächtigte sich aller, wie es weiter gehen würde. Aber der Russe, dessen Angriff über noch ungünstigeres Gelände hinwegführte, als das in und rückwärts unserer Stellungen, war erschöpft. Als am 26. der russische Ansturm einen neuen Höhepunkt erreichte, hatten wir die Krise im wesentlichen überstanden.“

Tannhäuser

Ein großer Minnesänger und berühmter fahrender Ritter war unser Tannhäuser fürwahr und sind uns die Angaben zu seinem Leben auch verlorengegangen, so wollen wir heute seiner gedenken. Um 1270 ist unser Tannhäuser wohl heimgegangen. Zuvor war er am Hofe Friedrichs des Streitbaren von der Ostmark am Werk und könnte am Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. teilgenommen haben. Die Sage weiß von einer Begegnung mit der Liebesgöttin Venus (Freya) zu berichten und Wagner ließ unseren Tannhäuser obendrein beim Sängerkrieg auf der Wartburg antreten. Seine Werke wollen wir Panzertiere heute vortragen. Bei unserem Tannhäuser weihnachtet es deshalb nun gar sehr:

In dieser Weihnachtszeit

müssen wir auf etwas Spaßiges aus sein,

wir sind schon viel zu lange ruhig.

Jetzt folgt mir, ich kann uns Freude bereiten.

Ich singe euch mitreißend zum Tanz und

beobachte die Schöne mit dem Kranz.

Könnte ich dann noch ihre rosigen Wangen

betrachten, hätte ich gut lachen.

Wenn die Süße vorspringt,

dann geht es mir richtig gut,

und die Art, wie sie ihren Gürtel fallen läßt,

bewirkt, daß ich bisweilen in lustvolle Gedanken

versinke.

Du Liebes, du Süßes,

tu weg, laß stehen, du wunderbar Gelauntes!

Gut stehen dir deine Löckchen,

dein rotes Mündchen, deine Äuglein, wie ich’s mag.

Rosig deine Wänglein, dein

heller Hälschen, vor dem reizvoll deine Spange sitzt,

du wahres Sommerpüppchen!

Blond gelockt dein Haar, genau, wie ich’s mir wünsche,

ebenmäßig deine Brüste –

nun tanz einfach weiter, mein Liebes, mein Verlangen!

Läßt sie ein wenig für mich ihre kleinen

Brüste blicken, muß ich ihr entgegen springen.

Jetzt belächelt ruhig schon wieder mein Flehen,

ich springe, wenn deine Zehen sichtbar werden,

die sind wohlgeformt,

du herrliche Gestalt und herzergreifende Liebe!

Jetzt tanze einfach dahin, mein Süßerle,

so schön gewölbte schmale Füßchen gab es noch nie!

Wem das nicht gefällt,

dessen seid gewiß, der hat keinen Verstand.

Weiß sind ihre Beinchen,

zart die Schenkelchen, braun gelockt ist ihr kleines Ihr-

ihr kleiner Hintern rund. Wißt schon was ich meine,

Was man auch an Frauen wünschen kann,

das hat sie in Hülle und Fülle.

Euch sei erlaubt zu tanzen,

aber so, daß ihr meine Herrin nicht mit Staub bedeckt.

Seht sie nicht zu oft an,

ich befürchte, daß ihr sonst euren Verstand verliert.

Ihr steht das Lachen so gut, daß

tausend Herzen vor ihr krachend zerbrechen müßten,

ihre verführerischen Blicke

bezwingen mich, o weh, das bewirkt ihr Liebreiz.

Steht vornehmer, laßt dahin schreiten,

der Schönen, ihr muß man zurecht Platz machen.

Was könnte ihr gleichen? Ich glaube

nicht, daß auf der ganzen Welt irgend jemand das täte.

Ach, sie ist so schön,

daß ich ihren Ruhm mit meinem Sang kröne.

Ihre wohlgestalteten Hände,

ihre Finger, so langgliedrig wie die einer Königin,

so ist sie von vollendeter Schönheit.

Außerdem kann sie ausgelassen schwatzen.

Sie, ohne jeden Makel,

zöge ich einer Kaiserin vor.

Dafür setze ich mein Herz

zum Pfand, daß ich nirgends im ganzen Land

etwas so Vortreffliches gefunden habe.

Sie sieht so liebreizend aus und lebt ohne jeden Tadel.“

Kaiser Maximilian I. – unser letzter Ritter

Unser Kaiser Maximilian I. hat unser altes deutsches Reich von 1493 bis 1519 regiert und neben der Verleihung des Kaisertitels ohne Romfahrt verdanken wir ihm die Einteilung in Reichskreise, die Einrichtung des Reichskammergerichtes und die Verkündigung des Ewigen Landfriedens. Den Landshuter Erbfolgekrieg löste er durch die Schlacht bei Wenzenbach und den Kölner Schiedsspruch. Vor seiner Thronbesteigung vollbrachte er aber 1477 seine größte Tat: Die Heirat mit der burgundischen Erbtochter Maria. Die Stärkung der habsburgischen Hausmacht fiel hier mit der Grenzverteidigung im Westen zusammen. Der gallische König Ludwig XI. wollte besagte Maria von Burgund nämlich zur Ehe mit seinem Sohn zwingen. Als letzter Ritter eilte da unser Kaiser Maximilian herbei und schlug die Gallier in der Schlacht bei Guinegate im Jahre 1479 in die Flucht. Maria von Burgund starb 1482 bei einem Jagdunfall und da die zweite Ehe mit Bianca Sforza kinderlos blieb, hatte Maximilian mit Philipp dem Schönen nur einen Sohn und Erben. Kunst und Kultur kamen auch nicht zu kurz, trotz chronisch leerer Kassen erhielten Künstler wie Albrecht Dürer zahlreiche Aufträge. Und unser Kaiser Maximilian trat sogar selbst als Dichter in Erscheinung und schuf die Epen Weißkunig und Theuerdank. Gegenstand des Theuerdank ist die Werbung um Maria von Burgund (Jungfer Ehrenreich genannt) und diese ritterliche Dichtung bietet sich daher geradezu für die Geburtstagsfeier unseres letzten Ritters: https://archive.org/details/teuerdankdiegef00goedgoog

„Wie Teurdank zů dem ersten Paß kam, darauf Fürwittig saß, und wie es im ergieng

Die Sonn mit irem Liecht

Bracht wider das Gesicht,

Vertrib die finstern Nacht,

Darumb der Held gedacht:

Es ist Zeit auf zů stan.

Das gedacht und getan

Gleich von Stund ein Ding was;

Stund auf, sein Roß er saß

Mit dem Ernhold seim Knecht,

Funden wider die recht

Straß zů dem ersten Paß,

Darauf Fürwittig was.

Als si kamen daran,

Sahen si heraus gan

Den Haubtmann Fürwittig.

Der empfieng si sittlich,

Sprach: „Seid Gott willkummen!

Ich hett gern vernommen,

Was Euch hett her tragen.“

Teurdank sprach: „Ich wills sagen.

Ich bin geritten ungeheur

Vil Weg auf Abenteur,

Auch manch Meil breit und lang,

Des mich ein Küngin zwang,

Zů der mir stet mein Sinn.

Si ist Eur Künigin,

Wirdet genennt Erenreich.

Man sagt, daß ir geleich

Nit leb in aller Welt,

Reich an Stedten und Geld,

Darzů geschickt, schön und weis;

Ir wird geben der Preis.

Von der ich gehört hab,

Wie jetz ir Vater ab

Mit Tod sei gegangen,

Darumb hab si Verlangen,

Zů nemen ein Held frei,

Der frumb und teurlich sei

Und lieb von Herzen Eer.

Deshalb bin ich kommen her.

Wiewol ich nit teurlich

Bin, nichts minder hab ich mich

Understanden der Reis

Zů vollenden; wer weiß,

Ob ich dasselb Gelück hett

Und sovil gůt Tat tet,

Daß si mir gelobt die Ee,

Ich begeret nit mee.

Darumb was du mich heißt,

Das minst und auch das meist,

In Namen der Künigein,

Darin will ich willig sein

Und scheuhen ab keiner Not,

Sollt ich darumb bleiben tot,

Was anders ist zů Eren.

Hierauf wellest mich leren

Und weisen, mein Haubtmann.“

Fürwittig der sah an

Den Held, sprach: „In Warheit

Bin ich der Red erfreit,

Daß Ir wöllt understan

Euch des, dann eim teurn Mann

Secht Ir mit Wesen geleich.

Mein Frau, Künigin Ernreich,

Eins Helds zů der Ee gert,

Der gar oft hab bewert

Teurlich Sach mit der Hand,

Ee er kem in ir Land.

Wir seien des verpflicht,

Daß wir zůvor kein nicht

Sollen herein lassen

Auf Meer oder Straßen.“

Der Held antwort und sprach:

„Ich hab gehört die Sach,

Will mich des understan,

Hoff, Gott werd mich nit lan.“

„Ir habt ein freien Sinn“,

Sprach Fürwittig und fûrt hin

Den Helden in die Stadt,

Darin im beschach gueter Rat,

Embot im Zucht und Eer

Mit Speis und anderm mer,

Doch felschlich tet er das.

Als ein Tag vergangen was,

Fürwittig zum Held redt,

Wie er ein Boten gesandt hett

Und verkündet die Mer

Der Künigin, daß jetz wer

Ein Gast kommen in ir Land.

Darauf wurd si zůhand

Im ir Antwort schreiben,

Darumb sollt er hie bleiben.

Teurdank der nam das an

Zů Dank; aber den Mann

Den kannt er noch recht nicht,

Was Bosheit in dem Wicht

Waren verborgen,

Blib drauf bei im an Sorgen.“

Der Bauernkrieg wirft bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) nun seine Schatten voraus: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11333193_00005.html

„Die Aufregung des ganzen Reiches hatte auch das gemeine Volk aus dem Lande ergriffen, überall gärte es in den Bauerschaften. Die wachsenden Bedürfnisse des Reiches bewirkten, daß die Landesherren ihre Ansprüche an die Bauern steigerten ; sie waren überhaupt noch die Lastträger der Zeit und hatten bei der herrschenden Kriegsweise des Sengens und Brennens in den vielfachen Fehden am meisten zu leiden. Aber auch sie singen an, ihre Kraft zu fühlen. Sie waren zwar als Stand noch unbewaffnet, allein aus ihnen gingen die berühmten Landsknechte hervor, welche bald den Schweizern den Ruhm des besten Fußvolks streitig machten. Den Namen erhielten sie eben davon, daß sie aus dem Landvolke waren, im Gegensatz gegen den Ritterstand. Maximilian gab ihnen eine 18 Fußlange Lanze und einen kurzen Degen. Bald wurden sie auch von den fremden Mächten in Sold genommen und fochten in Italien, Frankreich, den Niederlanden. Wenn sie in ihre Heimat zurückkehrten, brachten sie Kenntnis und Übung der Waffen und einen trutzigen, freiheitliebenden Sinn mit und verbreiteten ihn in ihrem Kreise. Dazu wirkte in Oberdeutschland das Beispiel der freien Schweizer mächtig auf die Gemüter. Schon im Jahre 1493 bildete sich in der Gegend von Schlettstadt ein geheimnisvoller Bund mißvergnügter Bürger und Bauern, die in der Nachtzeit aus abgelegenen Höhen zusammenkamen und sich unter wunderlichen Gebräuchen verschworen, Zoll und Steuern abzuschaffen oder doch nur nach eigener freier Bewilligung zu zahlen, die Geistlichen zu beschränken, die Juden ihrer Güter zu berauben. Sie wollten zuerst Schlettstadt in ihre Gewalt bringen, dann den weiteren Elsaß, und die Schweizer zu Hilfe rufen. Ihre Fahne trug das Zeichen des Bauernschuhes. Aber die Verbindung wurde verraten, zersprengt und scharf gezüchtigt. Allein der Funke glimmte unter der Asche fort. Im Jahre 1502 wurde eine ähnliche Verbindung in dem speyerschen Dorfe Unter-Grünbach gebildet, welche sich bald über einen weiten Landstrich ausbreitete. Die Mitglieder erkannten sich an der Frage: „Was ist denn nun für ein Wesen?“ Die Antwort war: „Man kann vor Mönchen und Pfaffen nit genesen.“ Aus der Fahne war wiederum der Bundschuh nebst dem Bilde des Gekreuzigten, wie er dem heiligen Georg erschienen, und aus der andern Seite ein kniender Bauer mit der Überschrift: „Nichts denn die Gerechtigkeit Gottes“. Es mischte sich religiöse Schwärmerei in ihr Wesen; an jedem Tage sollte ein Jeder kniend fünf Vaterunser und Avemarien beten. Aber ihr Eifer richtete sich hauptsächlich gegen den Adel und die Geistlichkeit; deren Güter sollten gethilt, Freiheit von allen Abgaben eingeführt werden. Jagd, Fischerei, Weiden und Wälder, deren sich die Großen widerrechtlich bemächtigt hätten, gemeinschaftliches Eigentum sein. Mit der Einnahme der Stadt Bruchsal, deren Bürger zum Teil im Einverständnis waren, sollte der Anfang gemacht, dann rasch weiter gezogen werden; sie hofften, der gesamte Bauersmann im Reiche werde ihnen zufallen. Aber auch diese Gefahr wurde früh genug entdeckt und auf Maximilians Befehl schnell von den Fürsten mit geringem Blutvergießen gedämpft. – Ein dritter Bauernausstand brach im Jahre 1514 in Württemberg unter dem Namen des armen Konrad oder Kunzen gegen die schlechte Landesverwaltung des Herzogs Ulrich aus, desselben, den der Kaiser Maximilian früh für mündig erklärt und zur Regierung seines Landes verholfen hatte; aber Ulrich war ein gewaltsamer, verschwenderischer und unruhiger Fürst, der auch dem Kaiser Maximilian noch in seinen letzten Regierungsjahren viel Verdruß gemacht und Württemberg in viel Unglück gebracht hat. Der Aufruhr des armen Kunzen wurde zwar auch durch Waffengewalt gedämpft, allein die Gärung dauert fort und bricht noch einmal zur Zeit der Reformation in weit sich verbreitende helle Flammen aus. Wenn in dem Obigen die Unruhe und das Gären in allen äußern Verhältnissen bezeichnet ist, so darf daneben das, Gebiet der geistigen Regungen und Bestrebungen jener Zeit nicht vergessen werden; aus ihnen gehen nachhaltigere Wirkungen hervor, als aus jenen, ja, sie stehen mit denselben in der engsten Verbindung. Was hervorragende Geister an neuen schlagenden Gedanken aus sich erzeugen und in Rede oder Schrift zur Mitteilung bringen, wirkt zunächst auf verwandte Gemüter und verbreitet sich durch diese in immer weiteren Kreisen. Und da ist nun durch die Fügung der Vorsehung gerade an die Schwelle der neuen Zeit die Erfindung der Buchdruckerkunst gestellt, durch welche die anregenden Gedanken mit bis dahin unerhörter Schnelligkeit unter die Masse der Menschen verbreitet werden konnten. Nun waren es nicht mehr die Zellen der Klöster und die Schulen der Gelehrten, in welchen Kenntnisse und Ansichten nach der Berechnung Einzelner festgehalten oder in beliebiger Gestalt weiter ausgegeben werden konnten, sondern sie traten offen aus den Markt des Lebens und wirkten sofort aus Tausende mit aller ihnen inwohnenden Kraft. Es entstand zum ersten Male in Deutschland eine Volks-Literatur und nahm, dem Geiste der Zeit gemäß, die Richtung der Opposition. In den bedeutendsten Schriften dieser Art, den Fastnachtsspielen von Hans Rosenblüt, dem Narrenschiff von Sebastian Brand, dem Till Eulenspiegel und dem Reineke Fuchs, werden, wenn auch in ganz verschiedener Weise, alle Stände der Nation vorgenommen, es wird ihnen die Wahrheit gesagt, alle Mängel werden mit feinerem und gröberem Spotte beleuchtet. Am schärfsten zeigt sich die Opposition gegen den geistlichen Stand. Der nüchterne Menschenverstand tritt als Richter über die Erscheinungen der Welt aus; alles Volk kann diese Ein drücke in sich ausnehmen…“

Kaiser Wilhelm der Große

Durch die Einigungskriege hat unser alter deutscher Kaiser Wilhelm der Große unserem arg zersplitterten Vaterland wieder eine feste Form und eine starke Regierung gegeben. Die ganze Welt mußte der Feind im Vierjährigen Krieg aufbieten, um sein Werk zu zerstören und aus dessen Trümmern erhob sich der Autobahnbauer, gegen den der Feind abermals die ganze Welt aufbieten mußte… Grund genug also, dem ersten Hohenzollern auf dem deutschen Thron mit einer kleinen Panzerfeier zu gedenken. Dazu bietet sich natürlich dessen heutiger Geburtstag geradezu an. Im Jahre 1797 wurde er in Berlin als Sohn König Friedrich Wilhelms III. von Preußen und unserer Königin Luise geboren. Seit 1858 führte er die Regierungsgeschäfte, da sein Bruder Friedrich Wilhelm IV. schwer erkrankt war. Drei Jahre später trat er seine Nachfolge an. Gegen die liberalen Suppenkasper im preußischen Landtag setzte er seine große Heeresreform durch. So gestärkt konnte unser altes Preußen in den Einigungskriegen die Dänen (1864), die Österreicher (1866) und zuletzt die Gallier (1870-71) niederwerfen. Dies führte zur Befreiung unserer deutschen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lothringen und zur Erneuerung unseres deutschen Kaisertums. Regiert hat unser Kaiser Wilhelm der Große bis 1888 und sein Sohn Friedrich IV: folgte ihm nach. Zum Weib nahm er 1829 Augusta von Weimar, mit der er zwei Kinder zeugte. Da der Kaiser Wilhelm der Große Zeit seines Lebens immer auch König von Preußen war, so paßt das Lied „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?“ zu seinem Geburtstag ganz gut. https://www.youtube.com/watch?v=l-_XcuHcIPI Außerdem heulen die Sophisten der amerikanischen Marionetten ohnehin beständig herum, weil mit der Thronbesteigung Wilhelms des Großen in unserem alten Reich der preußische Militarismus Einzug gehalten hat. Bei unserem Geschichtsschreiber Berthold Volz muß unser Kaiser Wilhelm der Große nun die Gefahr eines gallisch-österreichischen Bündnisses gegen unser altes Preußen abwenden:

„Preußen erhielt jedoch in Holstein zwei Etappenstraßen und zwei Telegraphendrähte sowie preußischen Postverkehr auf der Eisenbahn. Der Kieler trafen sollte von Preußen besetzt bleiben, das auch das Recht erhielt, Friedrichsort zu befestigen. Rendsburg dagegen sollte mit jährlich wechselndem Kommando von beiden Mächten gemeinsam besetzt werden. Endlich sollten beide Herzogtümer dem Zollvereine beitreten und Lauenburg ganz gegen Zahlung von zweieinhalb Millionen dänischer Reichstaler (5,625,000 Mark) in den Besitz Preußens übergehen. Der Vorteil des Vertrages lag mithin ausschließlich auf seiten Preußens. Nachdem auch die beiden Herrscher in Salzburg am 20. August ihn unterzeichnet hatten, nahm König Wilhelm ihn zum Anlaß in dank, barer Anerkennung der völlig veränderten Stellung, die Preußen während der letzten Jahre unter den Mächten Europas sich errungen, Bismarck in den erblichen Grafenstand zu erheben, Preußischer Gouverneur in Schleswig wurde der Generalleutnant Edwin von Manteuffel, ein Vetter des früheren Ministerpräsidenten; österreichischer Gouverneur in Holstein wurde Gablenz. Höchst niederschlagend wirkte die Kunde von dem Vertrage auf den Herzog von Augustenburg; denn er machte den Thronprätendenten wieder zum schlichten Privatmann. Zum Einlenken war es jetzt zu spät. Aber nicht weniger bedrückte das Gasteiner Abkommen den Bundestag; er entzog sich allen Schwierigkeiten, indem er mit dem Ende des Monats August in die Ferien ging. Zwar in den deutschen Mittelstaaten, denen der Vertrag alle Wichtigkeit nahm, war man voll Unmuts, und der Abgeordnetentag in Frankfurt ballte von Entrüstung wider: aber wieder einmal ward es klar, daß, wenn die deutschen Großmächte einig waren, niemand gegen ihre Entscheidung aufkommen konnte. In Wahrheit indes war durch den Gasteiner Vertrag, wie Bismarck wohl erkannte, „der Frieden nur geflickt und der Riß im Bau nur verklebt.“ Denn der Gegensatz zwischen Preußen und Österreich hatte viel tiefere Wurzeln als die Differenzen über die Elbherzogtümer; in der Stellung beider Mächte in und zu Deutschland lag der wahre Grund. Und der Tag mußte kommen, an dem eine Auseinandersetzung darüber zwischen ihnen unvermeidlich war. Von dieser Überzeugung war der König ebenso sehr wie sein Ministerpräsident durchdrungen und beide gleichmäßig darauf bedacht, die Stellung Preußens zu den übrigen Großmächten dementsprechend zu erhalten. Höchst empfindlich berührte es den König daher, daß die französische Regierung am 29. August ein Rundschreiben an ihre Gesandten, das indes auch in die Zeitungen gelangte, erließ, in welchem der Gasteiner Vertrag als ein gewalttätiger Willkürakt der Teilungsmächte gebrandmarkt wurde. Nur mit Widerstreben gab er daher dem Grafen Bismarck die Erlaubnis, durch persönliche Besprechung mit dem Kaiser Napoleon diese Trübung der freundlichen Beziehungen Preußens zu Frankreich zu beseitigen. Geschehen mußte indessen etwas, da dieser Angriff der französischen Regierung sachlich völlig unbegründet war. Und Bismarck hatte denn auch die Genugtuung, feinem königlichen Herrn berichten zu können, nachdem er Napoleon in Biarritz gesprochen, daß der Kaiser durch einen Erlaß an den französischen Botschafter in Berlin das Rundschreiben der Hauptsache nach zurücknahm. Sehr wesentlich wirkte darauf der Umstand ein, daß Bismarck Napoleons Frage, ob Preußen etwa Österreich zur Entschädigung für den Gasteiner Vertrag Venetien garantiert habe, mit aller Bestimmtheit verneinen konnte. In Österreich freilich legte man diese Reise des preußischen Ministerpräsidenten nach Biarritz als eine Intrige gegen Österreich aus, deren Ziel nur die Verwirklichung eines Bündnisses zwischen Frankreich und Preußen sein könne. Wohl war auch in Fortsetzung der Biarritzer Unterredungen in Sankt Cloud die Möglichkeit eines preußisch, französischen Bündnisses erwogen worden, aber doch hatte, der Weisung König Wilhelms entsprechend, Bismarck den Abschluß eines solchen als noch verfrüht bezeichnet eine Auffassung, der auch Napoleon zustimmte, während er ein österreichisch-französisches Bündnis als für ihn unmöglich erklärte. Auch zu Italien gestalteten sich die Beziehungen Preußens nur noch freundlicher. Der Abschluß eines Handelsvertrages zwischen beiden Staaten wurde in Aussicht genommen. Hauptsächlich aber war es die Hoffnung, durch Preußens Mitwirkung das noch österreichisch gebliebene Venetien zu erlangen, die Italien der norddeutschen Großmacht näher brachte. Diese achtsame Pflege der internationalen Beziehungen Preußens machte für König Wilhelm der Hinblick auf die Dinge, in Holstein zur Notwendigkeit. Denn wenn dort auch anfangs Gablenz jeden Anstoß zu vermeiden gesucht hatte, so schien es doch sehr bald so, als ob der Gasteiner Vertrag Österreich wieder leid geworden wäre: so offen wurde unter den Augen des österreichischen Gouverneurs die Agitation gegen Preußen in Holstein getrieben. Öffentliche Kundgebungen und Volksversammlungen fanden statt, und die Landespresse triefte förmlich von Verunglimpfungen Preußens. Alle Beschwerden Preußens darüber verhallten aber in Wien völlig wirkungslos. Wollte Österreich erproben, wie viel sich Preußen bieten lasse? Freilich schien durch den fortdauernden Konflikt mit der Landesvertretung die Kraft der preußischen Regierung lahm gelegt worden zu sein. Am 15. Januar 1866 war der Landtag eröffnet worden. Seine erste Kundgebung war eine Rede des Präsidenten Grabow, in der dieser der feindseligen Stimmung der Mehrheit des Hauses durch herausfordernde Vorwürfe gegen die Regierung Ausdruck gab. Aber auch weiterhin war die Tätigkeit des Hauses nicht den Gesetzesvorlagen, sondern Angriffen auf die Regierung zugewandt. Es mißbilligte die Erwerbung des Herzogtums Lauenburg, obgleich der König die Mittel dazu aus seiner Privatschatulle hergegeben hatte; es griff gegen Artikel 86 der Verfassung die Unabhängigkeit der Gerichte an; es erteilte gegen Artikel 45 der Verfassung den Beamten Vorschriften in Betreff ihrer dienstlichen Pflichten. Die Hoffnung, mit ihm zum Frieden zu gelangen, schien also ausgeschlossen…“

Akira Kurosawa

1910 wurde in Tokio Akira Kurosawa, Japans großer Filmmeister geboren. Wer Samurai-Filme mag, der sollte sich dessen Die Sieben Samurai, Das Schloß im Spinnwebwald, Rashomon, Die Verborgene Festung, Kagemusha, Sanjuro, Ran oder Yojimbo bei Gelegenheit ansehen. Seine Filme über das gegenwärtige Japan sind auch sehr gelungen, wenn auch meist recht unblutig und sehr alltäglich. In „Das stumme Duell“ etwa streckt sich ein Arzt im Krieg bei einer Operation mit der Lustseuche an und ringt deswegen fortan mit sich selbst… https://www.youtube.com/watch?v=GBO7n2kPf4g

Unternehmen Michael

Unsere Frühjahrsoffensive 1918, Unternehmen Michael genannt, stellte die letzte Kraftanstrengung im Westen dar. Die Anfangserfolge können sich sehen lassen, aber der Durchbruch ist nicht gelungen und schon sehr bald wirkte sich die zahlenmäßige Überlegenheit der Landfeinde aus, hinzukam dann noch der Dolchstoß der Landfeinde. Den Ausgang des Unternehmens Michael schildert uns nun unser Feldmarschall Paul von Hindenburg, wobei er auch auf den tragischen Kampf zwischen den Engländern und uns Deutschen zu sprechen kommt (in der alten Zeit waren wir nämlich oftmals gegen die Gallier verbündet – man denke an Prinz Eugen und Marlborough und an Blücher und Wellington): https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut

In diesen Tagen sah ich gelegentlich eines Besuches der Schlachtfelder Laon wieder. Wie hatte sich in der Zeit seit Winter 1917 der damals fast friedliche Charakter des dortigen Lebens gewandelt. Wenige Tage, nachdem unsere größten Geschütze aus den Waldungen bei Crépy, westlich Laon, das Feuer gegen Paris eröffnet hatten, begannen nämlich feindliche Batterien aus dem Tale der Aisne das Feuer gegen die unglückliche Stadt. Ich möchte damit nicht behaupten, daß die Gegner gegen das eigene Fleisch und Blut wüteten ohne verständlichen militärischen Zweck. Sie nahmen wohl an, daß die Munitionszufuhr zu unseren Paris so lästigen Batterien über Laon gehen würde, ein begreiflicher Irrtum. Bei dem Feuer auf den Bahnhof fiel eine große Anzahl schwerer Geschosse in die noch dicht bevölkerte Stadt, auch warfen nunmehr feindliche Flieger zu jeder Tageszeit Bomben dort nieder. Wer von den hart heimgesuchten Einwohnern sich von der mit Vernichtung bedrohten Heimstätte nicht losreißen konnte, mußte in Kellern oder Erdräumen leben, ein Bild unsagbaren Massenelends, wie wir es freilich aus ähnlichen Gründen auch an anderen Stellen hinter unseren westlichen Verteidigungsfronten mit ansehen mußten, ohne etwas daran ändern zu können. Am ersten Angriffstage waren die feindlichen Fernfeuergeschütze am Aisne-Tal erobert worden, und damit hatte die Beschießung Laons ein Ende genommen. Ein Zugehöriger dieser Batterien wurde gefangen durch die Stadt geführt. Hier stellte er die Bitte, die beschossenen Häuser Viertel besuchen zu dürfen, da ihn die Lage der Schüsse seiner Geschütze interessiere. Welch überraschender Tiefstand eines durch den Krieg versteinerten Herzens! Der Krieg wirkte freilich nicht immer derartig; auch bei unseren Gegnern fanden sich weiche Herzen nach hartem Männerkampfe. Von den mir erzählten Beispielen möchte ich nur eines verzeichnen: Es war am 21. März in dem noch immer mit schwerem englischen Feuer belegten St. Quentin. Dort stauen sich in den zerschossenen Straßen deutsche Kolonnen. Feindliche Gefangene, aus dem Kampfe kommend und Verwundete tragend, werden zum Halten gezwungen. Sie legen ihre Bürde nieder. Da hebt ein schwer verwundeter deutscher Soldat, dem Tode näher als dem Leben, den ermattenden Arm suchend und stöhnt zu dem sich niederbeugenden Träger: „Mutter, Mutter.“ Das englische Ohr versteht den deutschen Laut. Der Tommy kniet nieder an der Seite des Grenadiers, streichelt die erkaltende Hand und sagt: „Mother, yes, mother is here!“ Auch ich selbst sah auf diesen Schlachtfeldern Bilder tiefen menschlichen Fühlens. So wanderte ich Ende Mai an der Seite eines deutschen Generals über die kurz vorher erstürmten Höhen westlich Craonne. Bei jedem der noch nicht bestatteten gegnerischen Gefallenen bückt er sich und bedeckt das noch entblößte Gesicht, eine Huldigung an die Majestät des Todes. Er sorgt aber auch für lebende Feinde, labt aus eigenen Mitteln einige aus Schwäche zurückgebliebene Verwundete und veranlaßt ihren bequemen Transport. Auch schon früher hatte ich Gelegenheit, in das wahre Menschentum dieses Deutschen zu blicken. In den Märztagen des Jahres fahre ich in der Gegend von St. Quentin an seiner Seite an Kolonnen gegnerischer Gefangener entlang, die sein ernstes Auge in tiefen Gedanken betrachtet. An der Spitze einer dieser Kolonnen läßt er Halt machen und spricht den dort vereinigten feindlichen Offizieren die Anerkennung für die tapfere Haltung ihrer Truppen aus, sie mit dem Hinweis tröstend, daß das härteste Los, das der Gefangenschaft, oft den trifft, der am tapfersten ausgeharrt hat. Die Wirkung dieser Worte scheint groß. Am größten bei einem jungen hoch gewachsenen Offizier, der augenscheinlich schwer berührt bisher den Kopf wie aus Scham zu Boden senkte. Jetzt erhebt sich die schlanke Gestalt, wie die junge Tanne vom Schneedruck befreit, und ihr dankbarer Blick trifft das Auge – meines Kaisers. Zur Erweiterung unserer Erfolge hatten wir noch während der Kämpfe in dem bis zur Marne aufspringenden Bogen den rechten Flügel unseres Angriffes nach Westen hin bis zur Oise ausgedehnt. Der Angriff gelang nur unvollständig. Ein Angriff, den wir aus der Linie Montdidier-Noyon am 9. Juni in Richtung Compiègne führten, drang nur bis halbwegs dieser Stadt vor. Auch unsere Versuche in der Richtung auf Villers-Cotterêts gelangten zu keinem größeren Ergebnis. Wir mußten uns davon überzeugen, daß wir in der Gegend von Compiègne-Villers-Cotterêts die Hauptkräfte des feindlichen Widerstandes vor uns hatten, den zu brechen wir die Kräfte nicht besaßen. Zusammenfassend möchte ich meine Bemerkungen über die Schlacht von Soissons-Reims damit schließen, daß uns die Kämpfe viel weiter geführt hatten, als es ursprünglich beabsichtigt war. Auch hier hatten sich aus unerwarteten Erfolgen neue Hoffnungen und neue Ziele ergeben. Daß diese schließlich nicht voll erreicht wurden, lag in der allmählichen Erschöpfung der eingesetzten Kräfte begründet. Unseren allgemeinen Absichten entsprach es jedoch nicht, noch mehr Divisionen für die Operation in der Marnegegend einzusetzen. Unsere Blicke richteten sich ununterbrochen nach Flandern.“

Johann Sebastian Bach

Im thüringischen Eisenach wurde 1685 unser großer deutscher Tondichter Johann Sebastian Bach geboren. Sein Schaffen umfaßt 1128 Tondichtungen und ist gewohnt vielseitig, wenn auch die geistlichen Werke etwas überwiegen. Immerhin war unser Bach seit 1723 fast 30 Jahre Thomaskantor in Leipzig. Davor war er an den Höfen von Weimar und Köthen angestellt. Seine Herzensdame Barbara Bach und Anna Wilcke heiratete er 1707 beziehungsweise 1721 und zeugte mit ihnen sieben beziehungsweise dreizehn Kinder. Ein Orgelwerk ist dürfte wohl Pflicht sein zum Geburtstag von Bach. https://www.youtube.com/watch?v=3JIS2mjzjxM Auf Bachs Orgelwerke kommt nun auch unser Musikgelehrter Nikolaus Forkel zu sprechen: http://www.zeno.org/Musik/M/Forkel,+Johann+Nikolaus/%C3%9Cber+Johann+Sebastian+Bachs+Leben,+Kunst+und+Kunstwerke

„Wenn Johann Sebastian Bach außer den gottesdienstlichen Versammlungen sich an die Orgel setzte, wozu er sehr oft durch Fremde aufgefordert wurde, so wählte er sich irgend ein Thema, und führte es in allen Formen von Orgelstücken so aus, daß es stets sein Stoff blieb, wenn er auch zwei oder mehrere Stunden ununterbrochen gespielt hätte. Zuerst gebrauchte er dieses Thema zu einem Vorspiel und einer Fuge mit vollem Werk. Sodann erschien seine Kunst des Registrierens für ein Trio, ein Quatuor etc. immer über dasselbe Thema. Ferner folgte ein Choral, um dessen Melodie wiederum das erste Thema in 3 oder 4 verschiedenen Stimmen auf die mannigfaltigste Art herum spielte. Endlich wurde der Beschluß mit dem vollen Werke durch eine Fuge gemacht, worin entweder nur eine andere Bearbeitung des erstern Thema herrschte, oder noch eines oder auch nach Beschaffenheit desselben zwei andere beigemischt wurden. Dies ist eigentlich diejenige Orgelkunst, welche der alte Reinken in Hamburg schon zu seiner Zeit für verloren hielt, die aber, wie er hernach fand, in Johann Sebastian Bach nicht nur noch lebte, sondern durch ihn die höchste Vollkommenheit erreicht hatte. Teils das Amt, in welchem Johann Sebastian stand, teils auch überhaupt der große Ruf seiner Kunst und Kunstkenntnisse verursachte, daß er sehr häufig zur Prüfung junger Orgelkandidaten, und zur Untersuchung neu-erbauter Orgelwerke aufgefordert wurde. Er benahm sich in beiden Fällen so gewissenhaft und unparteiisch, daß die Zahl seiner Freunde selten dadurch vermehrt wurde. Der ehemalige Dänische Kapellmeister Scheibe unterwarf sich in frühern Jahren ebenfalls einmal seiner Prüfung bei einer Organistenwahl, fand aber dessen Ausspruch so ungerecht, daß er sich nachher in seinem kritischen Musikus durch einen heftigen Ausfall an seinem ehemaligen Richter zu rächen suchte. Mit seinen Orgeluntersuchungen ging es ihm nicht besser. Er konnte es eben so wenig über sich erhalten, ein schlechtes Instrument zu loben, als einen schlechten Organisten. Beine Orgelproben waren daher sehr streng, aber immer gerecht. Da er den Orgelbau so vollkommen verstand, so konnte er in keiner Sache dabei irre geführt werden. Das erste, was er bei einer Orgeluntersuchung tat, war, daß er alle klingende Stimmen anzog, und das volle Werk sodann so vollstimmig als möglich spielte. Hierbei pflegte er im Scherze zu sagen: er müsse vor allen Dingen wissen, ob das Werk eine gute Lunge habe. Sodann ging es an die Untersuchung einzelner Teile. Seine Gerechtigkeit gegen die Orgelbauer ging übrigens so weit, daß, wenn er wirklich gute Arbeit, und die dafür akkordierte Summe zu geringe fand, so daß der Orgelbauer offenbar mit Schaden gearbeitet haben würde, er die Vorsteher zu angemessenen Nachschüssen zu bewegen suchte, und mehrere Mahle auch wirklich dazu bewog. Nach geendigter Probe, besonders wenn das Werk darnach beschaffen war, und seinen Beifall hatte, machte er gewöhnlich noch einige Zeit für sich und die Anwesenden von den oben erwähnten Orgelkünsten Gebrauch, und zeigte dadurch jedes Mahl aufs neue, daß er wirklich der Fürst aller Klavier- und Orgelspieler sei, wie ihn der ehemalige Organist Sorge zu Lobenstein in einer Dedikation einst genannt hat…“