Ernst Jünger, unser Dichter und Sturmtruppführer

Nicht besungene Heldentaten geraten schnell in Vergessenheit und haben unsere Fußtruppen dem Ernst Jünger viel zu verdanken. Deren Grabenkämpfe im Vierjährigen Krieg fanden nämlich ihren Widerhall in seinen Büchern „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“ und „Sturm“. Daher wollen wir seinen Geburtstag mit unserem Panzergetränk Met und seinen Werken feiern. Damit sich aber die Nachwelt ein wenig vorstellen kann, was es bedeutet ein Stoßtruppführer zu sein, sollte der Film Stoßtrupp 1917 nicht fehlen: https://archive.org/details/Stosstrupp19171934 Nicht nur Schlachtberichte hat Ernst Jünger geschrieben, sondern auch kriegerisch-staatliche Streitschriften wir „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“, „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“ oder „Der Kampf als inneres Erlebnis“ verfaßt – in letzter stürzen wir uns nun in den Grabenkrieg: https://archive.org/details/DerKampfAlsInneresErlebnis

„Der Graben. Arbeit, Grauen und Blut haben das Wort genietet zu stählerne m Turm, auf bangen Hirnen lastend. Nicht Wall und Bollwerk zwischen kämpfenden Welten allein, auch Wall und finstere Höhle den Herzen, die er in stetem Wechsel einsog und ausstieß. Glühender Moloch, der langsam die Jugend der Völker zu Schlacke brannte, versponnenes Geäder über Ruinen und geschändeten Feldern, aus dem das Blut der Menschheit in die Erde pulste. Fernher schon war er Griff und kalte Faust bei Waffenprobe und Zechgelage in den Dörfern am Rande des Grauens, wo der Kämpfer wieder festen Fuß faste, wieder tags schaffte und nachts schlief. Rastlos hämmerten die Fenster, wenn der Wagen der Vernichtung die Front entlangdröhnte, achtlos und malmend. Kaum einer der Blutgewohnten, der das noch hörte. Nur manchmal, wenn das glühende Auge des Kamins in dunkle Zimmer glotzte und dem wandernden Hirn die Blüten der Welt sich erschlossen, grell und betäubend, Großstädte auf den Gewässern des Lichtes, südliche Küsten, an denen leichte, blaue Wellen zerschäumten, in Seide gegossene Frauen, Königinnen der Boulevards, dann erklirrte es, leise und scharf wie eine geschwungene Klinge, und schwarze Drohung rauschte durch die Scheiben. Dann rief man fröstelnd nach Licht und Wein. Machmal auch brodelte es auf, kochende Lava in riesigen Kesseln, im Westen biß dunkle Röte sich durch Morgennebel, oder Fahnen schmutzigen Rauches flatterten vor einer sinkenden Sonne. Dann standen bis weit ins Land alle auf dem Sprunge, bange Tieflandbewohner bei brüllender Sturmflut. Wie man dort Sandsäcke und Gebälk in den Rachen geborstener Stämme stopft, so schleuderte man Bataillone und Regimenter in die flammende Lücke zerrissener Gräben. Irgendwo stand einer am Telefon mit granitenem Gesicht über rotem Kragen und stieß den Namen einer Trümmerstätte aus, die einst ein Dorf gewesen war. Dann klirrten Befehle, und stählernes Rüstzeug, und dunkles Fieber schauerte aus tausend Augen. Doch auch, wenn das Walzwerk des Krieges ruhiger lief, hing stets des Todes geballte Knochenfaust über den Wüsteneien. In breitem Landsaum um die Gräben herrschte er mit Strenge, und es galt nicht Jugend, Demut und Talent, wenn seine bleierne Geißel auf Fleisch und Knochen prasselte. Zuweilen schien es sogar, als ob er den besonders schonte, der lachenden Mundes mit frecher Hand nach seiner Maske griff. Nacht für Nacht wanden sich dunkle Kolonnen dem Graben zu, von Gedanken in gierigen Rudeln umschwärmt. Manchmal verschwanden sie in Dörfern, schwarzen, gähnenden Wunden, durch deren Getrümmer der Fuß der Frontsoldaten schmale Schleichpfade getreten hatte. Da schwelte es aus aufgerissenen Häusern, nackte Sparren schnitten sich wie Gerippe in die Scheibe des Mondes, Aasdunst witterte aus Kellern, denen Schwärme pfeifender Ratten entglitten. So schaurig war diese erstarrte Vernichtung, daß die Phantasie auf blasen Gäulen hineinsprengte und Leben gestaltete, ein Leben zwar, wie es einem Goya den Pinsel geführt haben mochte, das aus allen Winkeln der Brandstätten kroch und zu einem scheußlichen Reigen sich verschmolz. Tauchten sie aus den Rändern des Zerstampften als graue Schatten, in endlose Laufgräben, so empfanden sie Erlösung von schwerem Druck. Denn nicht mehr wühlten sie sich durch den verwesenden Körper eines früheren Zustandes, nicht mehr durch Stätten, wo Brautbett und Wiege gestanden, auf Tischen reicher Höfe Wein und weißes Brot gelastet, demütige Altäre sich in bunter Sonne geneigt, abends von allen Türmen schwingendes Zufrieden-Sein auf Hütten, Ställe und Felder sich ergossen.“

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