Kaiser Maximilian I. – unser letzter Ritter

Unser Kaiser Maximilian I. hat unser altes deutsches Reich von 1493 bis 1519 regiert und neben der Verleihung des Kaisertitels ohne Romfahrt verdanken wir ihm die Einteilung in Reichskreise, die Einrichtung des Reichskammergerichtes und die Verkündigung des Ewigen Landfriedens. Den Landshuter Erbfolgekrieg löste er durch die Schlacht bei Wenzenbach und den Kölner Schiedsspruch. Vor seiner Thronbesteigung vollbrachte er aber 1477 seine größte Tat: Die Heirat mit der burgundischen Erbtochter Maria. Die Stärkung der habsburgischen Hausmacht fiel hier mit der Grenzverteidigung im Westen zusammen. Der gallische König Ludwig XI. wollte besagte Maria von Burgund nämlich zur Ehe mit seinem Sohn zwingen. Als letzter Ritter eilte da unser Kaiser Maximilian herbei und schlug die Gallier in der Schlacht bei Guinegate im Jahre 1479 in die Flucht. Maria von Burgund starb 1482 bei einem Jagdunfall und da die zweite Ehe mit Bianca Sforza kinderlos blieb, hatte Maximilian mit Philipp dem Schönen nur einen Sohn und Erben. Kunst und Kultur kamen auch nicht zu kurz, trotz chronisch leerer Kassen erhielten Künstler wie Albrecht Dürer zahlreiche Aufträge. Und unser Kaiser Maximilian trat sogar selbst als Dichter in Erscheinung und schuf die Epen Weißkunig und Theuerdank. Gegenstand des Theuerdank ist die Werbung um Maria von Burgund (Jungfer Ehrenreich genannt) und diese ritterliche Dichtung bietet sich daher geradezu für die Geburtstagsfeier unseres letzten Ritters: https://archive.org/details/teuerdankdiegef00goedgoog

„Wie Teurdank zů dem ersten Paß kam, darauf Fürwittig saß, und wie es im ergieng

Die Sonn mit irem Liecht

Bracht wider das Gesicht,

Vertrib die finstern Nacht,

Darumb der Held gedacht:

Es ist Zeit auf zů stan.

Das gedacht und getan

Gleich von Stund ein Ding was;

Stund auf, sein Roß er saß

Mit dem Ernhold seim Knecht,

Funden wider die recht

Straß zů dem ersten Paß,

Darauf Fürwittig was.

Als si kamen daran,

Sahen si heraus gan

Den Haubtmann Fürwittig.

Der empfieng si sittlich,

Sprach: „Seid Gott willkummen!

Ich hett gern vernommen,

Was Euch hett her tragen.“

Teurdank sprach: „Ich wills sagen.

Ich bin geritten ungeheur

Vil Weg auf Abenteur,

Auch manch Meil breit und lang,

Des mich ein Küngin zwang,

Zů der mir stet mein Sinn.

Si ist Eur Künigin,

Wirdet genennt Erenreich.

Man sagt, daß ir geleich

Nit leb in aller Welt,

Reich an Stedten und Geld,

Darzů geschickt, schön und weis;

Ir wird geben der Preis.

Von der ich gehört hab,

Wie jetz ir Vater ab

Mit Tod sei gegangen,

Darumb hab si Verlangen,

Zů nemen ein Held frei,

Der frumb und teurlich sei

Und lieb von Herzen Eer.

Deshalb bin ich kommen her.

Wiewol ich nit teurlich

Bin, nichts minder hab ich mich

Understanden der Reis

Zů vollenden; wer weiß,

Ob ich dasselb Gelück hett

Und sovil gůt Tat tet,

Daß si mir gelobt die Ee,

Ich begeret nit mee.

Darumb was du mich heißt,

Das minst und auch das meist,

In Namen der Künigein,

Darin will ich willig sein

Und scheuhen ab keiner Not,

Sollt ich darumb bleiben tot,

Was anders ist zů Eren.

Hierauf wellest mich leren

Und weisen, mein Haubtmann.“

Fürwittig der sah an

Den Held, sprach: „In Warheit

Bin ich der Red erfreit,

Daß Ir wöllt understan

Euch des, dann eim teurn Mann

Secht Ir mit Wesen geleich.

Mein Frau, Künigin Ernreich,

Eins Helds zů der Ee gert,

Der gar oft hab bewert

Teurlich Sach mit der Hand,

Ee er kem in ir Land.

Wir seien des verpflicht,

Daß wir zůvor kein nicht

Sollen herein lassen

Auf Meer oder Straßen.“

Der Held antwort und sprach:

„Ich hab gehört die Sach,

Will mich des understan,

Hoff, Gott werd mich nit lan.“

„Ir habt ein freien Sinn“,

Sprach Fürwittig und fûrt hin

Den Helden in die Stadt,

Darin im beschach gueter Rat,

Embot im Zucht und Eer

Mit Speis und anderm mer,

Doch felschlich tet er das.

Als ein Tag vergangen was,

Fürwittig zum Held redt,

Wie er ein Boten gesandt hett

Und verkündet die Mer

Der Künigin, daß jetz wer

Ein Gast kommen in ir Land.

Darauf wurd si zůhand

Im ir Antwort schreiben,

Darumb sollt er hie bleiben.

Teurdank der nam das an

Zů Dank; aber den Mann

Den kannt er noch recht nicht,

Was Bosheit in dem Wicht

Waren verborgen,

Blib drauf bei im an Sorgen.“

Der Bauernkrieg wirft bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) nun seine Schatten voraus: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11333193_00005.html

„Die Aufregung des ganzen Reiches hatte auch das gemeine Volk aus dem Lande ergriffen, überall gärte es in den Bauerschaften. Die wachsenden Bedürfnisse des Reiches bewirkten, daß die Landesherren ihre Ansprüche an die Bauern steigerten ; sie waren überhaupt noch die Lastträger der Zeit und hatten bei der herrschenden Kriegsweise des Sengens und Brennens in den vielfachen Fehden am meisten zu leiden. Aber auch sie singen an, ihre Kraft zu fühlen. Sie waren zwar als Stand noch unbewaffnet, allein aus ihnen gingen die berühmten Landsknechte hervor, welche bald den Schweizern den Ruhm des besten Fußvolks streitig machten. Den Namen erhielten sie eben davon, daß sie aus dem Landvolke waren, im Gegensatz gegen den Ritterstand. Maximilian gab ihnen eine 18 Fußlange Lanze und einen kurzen Degen. Bald wurden sie auch von den fremden Mächten in Sold genommen und fochten in Italien, Frankreich, den Niederlanden. Wenn sie in ihre Heimat zurückkehrten, brachten sie Kenntnis und Übung der Waffen und einen trutzigen, freiheitliebenden Sinn mit und verbreiteten ihn in ihrem Kreise. Dazu wirkte in Oberdeutschland das Beispiel der freien Schweizer mächtig auf die Gemüter. Schon im Jahre 1493 bildete sich in der Gegend von Schlettstadt ein geheimnisvoller Bund mißvergnügter Bürger und Bauern, die in der Nachtzeit aus abgelegenen Höhen zusammenkamen und sich unter wunderlichen Gebräuchen verschworen, Zoll und Steuern abzuschaffen oder doch nur nach eigener freier Bewilligung zu zahlen, die Geistlichen zu beschränken, die Juden ihrer Güter zu berauben. Sie wollten zuerst Schlettstadt in ihre Gewalt bringen, dann den weiteren Elsaß, und die Schweizer zu Hilfe rufen. Ihre Fahne trug das Zeichen des Bauernschuhes. Aber die Verbindung wurde verraten, zersprengt und scharf gezüchtigt. Allein der Funke glimmte unter der Asche fort. Im Jahre 1502 wurde eine ähnliche Verbindung in dem speyerschen Dorfe Unter-Grünbach gebildet, welche sich bald über einen weiten Landstrich ausbreitete. Die Mitglieder erkannten sich an der Frage: „Was ist denn nun für ein Wesen?“ Die Antwort war: „Man kann vor Mönchen und Pfaffen nit genesen.“ Aus der Fahne war wiederum der Bundschuh nebst dem Bilde des Gekreuzigten, wie er dem heiligen Georg erschienen, und aus der andern Seite ein kniender Bauer mit der Überschrift: „Nichts denn die Gerechtigkeit Gottes“. Es mischte sich religiöse Schwärmerei in ihr Wesen; an jedem Tage sollte ein Jeder kniend fünf Vaterunser und Avemarien beten. Aber ihr Eifer richtete sich hauptsächlich gegen den Adel und die Geistlichkeit; deren Güter sollten gethilt, Freiheit von allen Abgaben eingeführt werden. Jagd, Fischerei, Weiden und Wälder, deren sich die Großen widerrechtlich bemächtigt hätten, gemeinschaftliches Eigentum sein. Mit der Einnahme der Stadt Bruchsal, deren Bürger zum Teil im Einverständnis waren, sollte der Anfang gemacht, dann rasch weiter gezogen werden; sie hofften, der gesamte Bauersmann im Reiche werde ihnen zufallen. Aber auch diese Gefahr wurde früh genug entdeckt und auf Maximilians Befehl schnell von den Fürsten mit geringem Blutvergießen gedämpft. – Ein dritter Bauernausstand brach im Jahre 1514 in Württemberg unter dem Namen des armen Konrad oder Kunzen gegen die schlechte Landesverwaltung des Herzogs Ulrich aus, desselben, den der Kaiser Maximilian früh für mündig erklärt und zur Regierung seines Landes verholfen hatte; aber Ulrich war ein gewaltsamer, verschwenderischer und unruhiger Fürst, der auch dem Kaiser Maximilian noch in seinen letzten Regierungsjahren viel Verdruß gemacht und Württemberg in viel Unglück gebracht hat. Der Aufruhr des armen Kunzen wurde zwar auch durch Waffengewalt gedämpft, allein die Gärung dauert fort und bricht noch einmal zur Zeit der Reformation in weit sich verbreitende helle Flammen aus. Wenn in dem Obigen die Unruhe und das Gären in allen äußern Verhältnissen bezeichnet ist, so darf daneben das, Gebiet der geistigen Regungen und Bestrebungen jener Zeit nicht vergessen werden; aus ihnen gehen nachhaltigere Wirkungen hervor, als aus jenen, ja, sie stehen mit denselben in der engsten Verbindung. Was hervorragende Geister an neuen schlagenden Gedanken aus sich erzeugen und in Rede oder Schrift zur Mitteilung bringen, wirkt zunächst auf verwandte Gemüter und verbreitet sich durch diese in immer weiteren Kreisen. Und da ist nun durch die Fügung der Vorsehung gerade an die Schwelle der neuen Zeit die Erfindung der Buchdruckerkunst gestellt, durch welche die anregenden Gedanken mit bis dahin unerhörter Schnelligkeit unter die Masse der Menschen verbreitet werden konnten. Nun waren es nicht mehr die Zellen der Klöster und die Schulen der Gelehrten, in welchen Kenntnisse und Ansichten nach der Berechnung Einzelner festgehalten oder in beliebiger Gestalt weiter ausgegeben werden konnten, sondern sie traten offen aus den Markt des Lebens und wirkten sofort aus Tausende mit aller ihnen inwohnenden Kraft. Es entstand zum ersten Male in Deutschland eine Volks-Literatur und nahm, dem Geiste der Zeit gemäß, die Richtung der Opposition. In den bedeutendsten Schriften dieser Art, den Fastnachtsspielen von Hans Rosenblüt, dem Narrenschiff von Sebastian Brand, dem Till Eulenspiegel und dem Reineke Fuchs, werden, wenn auch in ganz verschiedener Weise, alle Stände der Nation vorgenommen, es wird ihnen die Wahrheit gesagt, alle Mängel werden mit feinerem und gröberem Spotte beleuchtet. Am schärfsten zeigt sich die Opposition gegen den geistlichen Stand. Der nüchterne Menschenverstand tritt als Richter über die Erscheinungen der Welt aus; alles Volk kann diese Ein drücke in sich ausnehmen…“

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